Sultan Haitham will es nachhaltig

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Der Oman ist ein märchenhaftes Land voller Natur- und Kulturschätze. Und voller Wertschätzung für unsere Erde: Die Hotels achten auf ökologisches Handeln und Massentourismus gibt es nicht. Dafür raffinierte Bewässerungsanlagen und ein wundersames Gestein, das Kohlendioxid bindet.

Wer schon mal im Oman war, hat womöglich ein Märchen aus 1001 Nacht erlebt, durfte magische Sonnenuntergänge genießen und Kamelritte in der Wüste, hat glitzernde Paläste besucht, ist im Duft von Weihrauch, Myrrhe und Muskat durch labyrinthartige Souks geschlendert und war mit Walhaien, Delfinen und Meeresschildkröten tauchen. Das Land auf der arabischen Halbinsel ist jedoch viel mehr als eine faszinierende Urlaubsdestination. Der Oman verfolgt ein konsequentes Nachhaltigkeitskonzept. Im Tourismusbereich und in vielen weiteren.

Mit Meeresschildkröten schwimmen gehört zu den Highlights im Oman © Fahad Al Maashri

Günstig ist, dass viele Dinge schon von Natur aus vorhanden sind oder bereits vor Hunderten von Jahren entstanden. Das uralte Bewässerungssystem der Afladsch etwa. Hier fließt das Wasser, das aus Quellen kommt oder tief aus der Erde, durch kilometer- lange Kanäle und versorgt die Menschen und die Landwirtschaft das ganze Jahr über. Geöffnet und geschlossen werden die Kanäle nach einem genau festgelegten System. Kein Tropfen wird verschwendet. Die Bewässerung von oben funktioniert auch noch. So sorgt der sommerliche Monsunregen im südlichen Teil für saftig grüne Landschaften und rauschende Wasserfälle.

Das eindrucksvollste Naturgut sind allerdings die Wunderfelsen. Die schwarzen Gebirgsketten, die sich an den Küsten im Südosten entlang ziehen, könnten für die Zukunft der Erde von besonderer Bedeutung sein. Genauer gesagt die Felsen, die mit dem Kohlenstoffdioxid in der Luft reagieren. Tag für Tag binden sie CO2 und verwandeln es in soliden Stein. Sie funktionieren wie

natürliche CO2-Filter. Richtig eingesetzt könnten sie hunderte Jahre an CO2-Emmissionen rückgängig machen. Kohlenstoffmineralisierung nennen Wissenschaftler den chemischen Prozess, der hier auf natürliche Weise vonstatten geht. Das Mineral, zu dem der Kohlenstoff reagiert, ist Karbonat, ein anorganisches Salz. Und es ist dort überall. Wie Adern zieht es sich durch das dunkle Gestein und verwandelt die eintönigen Brocken in ein bizarres Mosaik. Das „Einfangen“ von CO2 aus der Luft erfreut sich steigendem Interesse unter Klimawissenschaftlern. Laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) könnte die Technologie im Kampf gegen die globale Erwärmung sehr wertvoll sein. Das macht Hoffnung. Inwieweit es sinnvoll realisierbar und womöglich massentauglich ist, wird jedoch noch erforscht.

Massentauglichkeit ist auch ein Stichwort der Tourismusbranche. Und hier herrscht ein klarer Konsens von ganz oben: Gäste sind herzlich willkommen, Massentourismus wird abgelehnt. „Oman will vor allem nachhaltigen Tourismus fördern“, lautet die Devise. In der Hotellerie wird das ernst genommen und umgesetzt. Ökohotels sind im Kommen. Allein im Umkreis von Nizwa, rund 160 Kilometer von der Hauptstadt Maskat entfernt, haben sich mehrere angesiedelt. Es gibt auch Hotels in alten Lehmdörfern wie das Misfah Old House, die Touristen um Jahrhunderte in die traditionelle Lebensweisen zurückversetzen. Und bei Eco Lodges wie der Souly Lodge in Salalah, die ursprünglich aus traditionellen Beduinenzelten bestand, kommen vor allem Naturmaterialien und –produkte aus der Umgebung zum Einsatz und der Wasser- und Stromverbrauch wird möglichst niedrig gehalten.

Die Bewässerungssysteme im Oman sind uralt und versorgen Mensch und Natur effektiv mit dem lebenswichtigen Gut © Ministry of Heritage & Tourism Sultanate of Oman

Ideen in Richtung Klima- und Ressourcenschutz gibt es noch viele. Biosphärenreservate sind in Planung, am Umweltbewusstsein der lokalen Bevölkerung wird gefeilt. Verbote von Plastikflaschen oder auch Alternativen, um Produkte umweltschonend zu verpacken, stehen auf der Agenda. Bei lokalen Projekten sammeln Menschen auf eigene Faust den Müll an Stränden oder im Gebirge auf. Die Kreuzfahrtschiffe sind dem Sultanat ein Dorn im Auge. Ebenso die zahlreichen Wildcamper. Themen wie Verschmutzung, übermäßige Verbauung und Zerstörung bleiben eine Herausforderung für die Zukunft. Mögen sie gut gelöst werden! Damit der Oman ein so märchenhaftes Reiseziel bleibt wie aktuell.

Stefan Möbius

Herausgeber / CMO