Alte Lösungen für neue Probleme: Das EU-Projekt „Natural Entrepreneurs“ zeigt an Schulen, wie wir den Herausforderungen des Klimawandels mit den Mechanismen der Natur entgegentreten können. Ganz nach dem Prinzip von „Biomimikry“.
„Werdet innovativ und entwickelt bereits in der Schule Startup-Ideen, die wirtschaftlich, sozial und ökologisch Sinn machen.“, heißt es auf der Homepage eines neuen Umweltprojekts. Mit „Natural Entrepreneurs“ hat die EU ein Projekt ins Leben gerufen, das Kinder und Jugendliche an Schulen in ganz Europa dazu ermutigen soll, realisierbare Lösungen im Kampf gegen die globale Erwärmung zu entwickeln. Und zwar nach dem uralten Biomimikry-Prinzip.
Aber was ist Biomimikry eigentlich? Biomimikry ist ein spannender Prozess, der sich aus „bios“ = Leben und „Mimesis“ = Nachahmen zusammensetzt. Biomimikry ist auch eine Disziplin, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Strukturen der Natur zu verstehen und diese so zu entschlüsseln, dass sie auf die Herausforderungen der Gegenwart angewendet werden können. Seit fast vier Milliarden Jahren hat die Natur dieses System entwickelt. Mit menschengemachten Ideen können wir es zwar nicht übertreffen, aber wir können daraus lernen und einfache Mechanismen übernehmen.
Was die EU mit der NatEnt-Plattform erreichen möchte, klingt simpel wie genial: die nachhaltigen Strukturen der Natur auf unsere Innovationen übertragen. Und das birgt große Chancen für die Erhaltung unseres Lebensraumes. Ziel von Natural Entrepreneurs ist es, dass bereits im jungen Alter unternehmerische Pläne entwickelt werden, die im Einklang mit der Natur tatsächlich realisiert werden können. Im Fokus: ein kollaboratives Miteinander auch mit anderen europäischen Schulklassen.
So funktioniert’s: Die NatEnt-Plattform stellt Lehrenden sowie Schülerinnen und Schülern Lehrmaterialien zur Verfügung und erläutert den Biomimikry Prozess. Ausgehend von den Sustainable Development Guidelines der UNDP werden technische, wissenschaftliche, Design- und auch politische Fragestellungen angeboten, die die Heranwachsenden gemeinschaftlich ausarbeiten sollen.
Drei Tage, drei Wochen oder drei Monate beschäftigen sich Schulen oder Klassen mit ihren Plänen. Anwendbar ist Natural Entrepreneurs auf eine Reihe von Schulfächern im naturwissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Bereich.
Einer, der in dieselbe Richtung denkt, ist Dr. Fabian Feutlinske, promovierter Neurowissenschaftler. Er sagt: „Die Natur nutzt Struktur, um Funktionen zu erreichen; sie verwendet regenerative Energieformen und zyklische Prozesse, während unsere Erfindungen in der Regel auf zerstörerischen Maßnahmen beruhen, wie dem Abbau von fossilem Kohlenstoff und einer Vielzahl schädlicher Chemikalien. Doch wir können Bedingungen schaffen, die dem Leben förderlich sind, so wie es die Natur tut.“ Schließlich sei die Natur das einzige wirklich nachhaltige System. Und das seit 3,8 Milliarden Jahren.
Dass die EU die NatEnt-Plattform ins Leben gerufen hat, findet er großartig. Man müsse die Macher von morgen auf die großen Herausforderungen von heute und morgen vorbereiten. Es liegt an uns, dem Klimawandel zu trotzen, nach neuen Wegen zu forschen, die wachsenden Herausforderungen zu meistern. Viele Lösungen sind bereits von Natur aus da. Wir müssen nur lernen, sie zu erkennen. So wie einst die Gebrüder Wright, ohne die es vielleicht keine Flugzeuge gäbe, keine Reisen in alle Welt. Durch ihre Beobachtung, wie Geier bei Seitenwind fliegen, konnten sie die Herausforderung lösen, wie man Flugzeuge an einem windigen Tag aufrecht halten kann.
Übrigens: Nicht nur Schulen und Unternehmen können die Plattform nutzen, sie ist auf https://natent.eu/de frei verfügbar.
Tipp: Im Humboldtforum in Berlin läuft derzeit die interaktive Ausstellung „Nach der Natur“, die ein weiteres interessantes Thema beleuchtet: den Zusammenhang zwischen Klimawandel, Artensterben und der Krise der Demokratie. https://www.humboldtforum.org/de/programm/dauerangebot/ausstellung/nach-der-natur-14144/
