Design ist mehr, als Dinge hübsch machen. Design denkt nachhaltig, ressourcen- und umweltschonend. So werden aus Abfällen wie Meerestierschalen, Kaffeesatz, Baumrinde jetzt Ausgangsmaterialien für hochwertige Produkte.
8 Millionen Tonnen Abfälle von Meerestieren und mehr als doppelt so viele Tonnen Kaffeesatz landen jährlich auf dem Müll. Wie gut, dass der vietnamesische Designer Uyen Tran auf die – zugegebenermaßen nicht gerade naheliegende – Idee kam, beides miteinander zu kombinieren. Er stellte aus dem Biopolymer Chitin aus Muschelschalen und Garnelenpanzern gemischt mit Kaffeesatz das Flächenmaterial Tômtex her. Das Endprodukt ist selbstverständlich biologisch abbaubar und lässt sich innerhalb weniger Monate kompostieren.
Um eine entsprechende Farbvielfalt anzubieten, mischt der Designer der Substanz auch noch natürliche Pigmente bei, beispielsweise aus Holzkohle. Die Oberflächenstruktur steuert er, indem er die Mischung in unterschiedliche Formen aus Ton oder 3D-Druck geißt. Eine Beschichtung aus Bienenwachs sorgt für Wasserfestigkeit. Das Material ist beispielsweise für die Herstellung hochwertiger Verpackungen, Möbelbezüge oder Kleidung interessant.
Baumrinde entsteht als Abfall in der holzverarbeitenden Industrie. Bislang wurde sie als Mulch in Gärten eingesetzt oder zur Energiegewinnung verbrannt. Doch ist sie dafür nicht eigentlich viel zu schade? Diese Frage stellten sich Forschende des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam. Das Team presste die Rinde von Birken, Eichen, Lärchen und Kiefern zu Platten, die bei Tests ähnliche mechanische Eigenschaften zeigten wie Pressspanplatten. Besonders nachhaltig sind sie auch dadurch, dass sie ohne Klebstoff zusammenhalten. Sie sind also ein aussichtsreicher Werkstoff für die Möbel- und Verpackungsindustrie.
Die Forschenden brachten die Platten in eine ebene Form, indem sie sie in ein Holzgestell einspannten und trocknen ließen. Dann wurden jeweils zwei Rindenstücke mit den borkigen Außenseiten in querverlaufender Wuchsrichtung aufeinandergelegt und unter hohem Druck zusammengepresst. Das Ergebnis waren Platten, die sich ähnlich glatt anfühlten wie geschliffene Holzoberflächen.
Auch was das Aufquellen unter Einfluss von Luftfeuchtigkeit betraf, verhielten sich die Rindenplatten vergleichbar den nicht-feuchtebeständige Spanplatten – sie quollen bei hoher Luftfeuchtigkeit um wenige Prozent auf. Dass der potenzielle Werkstoff durch Pressen auch formbar ist, eröffnet ungeahnte weitere Einsatzmöglichkeiten, die über reinen Möbelbau hinausgehen … Wir werden berichten!