Janine Steeger war viele Jahre lang das Gesicht von „Explosiv – Das Magazin“ bei RTL. Heute ist sie Green Janine und als Moderatorin und Speaker gefragt. Ihre Themen: Klima, Umwelt, Zukunftsvisionen, Veränderung.
- Sie nennen sich Green Janine. Warum?
Den Namen hat eine Bekannte erfunden. Er passt bestens, denn ich konzentriere mich seit vielen Jahren privat und beruflich auf grüne Themen und zeige realistische Lösungen auf, wie eine nachhaltige Zukunft gestaltet werden kann.
- Sie kündigten also Ihren Traumjob als Explosiv-Moderatorin und änderten ratzfatz Ihr Leben?
So plötzlich lief das nicht. Ich liebte ja meine Arbeit und genoss das Jet-Set-Leben. Dann weckten mich ein paar Schlüsselerlebnisse auf: die Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011, meine Schwangerschaft und die schwere Erkrankung einer Freundin. Ich war auf einmal auf der Sinnsuche. Ich befand mich in einer Art Vakuum. Ich fragte mich: „Was soll das hier alles?“, „Was werde ich hinterlassen?“, „Was kann ich ändern?“ Im Jahr 2015 kündigte ich dann bei RTL.
- Haben Sie bis zum Jahr 2015 eher verschwenderisch gelebt?
Für den Job flog ich unbedacht durch die Welt und kümmerte mich wenig um Klima und Ressourcenschutz. Ich kaufte für die ganze Woche ein und warf letztlich aus Zeit- oder Unlust-Gründen viel weg. Ich hinterfragte das einfach nicht. Wobei ich sehr naturverbunden in ländlicher Umgebung aufgewachsen bin. Dinge wie Sparsamkeit, Licht ausschalten und frisch kochen waren bei uns ganz normal. Viel davon ging von meinen Großeltern aus, die mit im Haus wohnten. Wir waren auch häufig im Garten und im Wald. Das Waldsterben war sichtbar aber auch das hinterfragte ich nicht oder betrieb gar einen Aktionismus in dieser Richtung. Ich gehörte nicht zu den Menschen, die auf die Straße gingen.
- Heute gehen Sie sozusagen auf die Straße. Was genau machen Sie?
Keynotes, Vorträge, Moderationen, Interviews, Podcasts, Ted Talk – Hauptsache, ich kann die Menschen aus meinen eigenen Erfahrungen heraus motivieren, einen klimaschonenden Lifestyle einzuschlagen. Beruflich wie privat. Ich stelle mir und anderen immer wieder die Frage: Wie schaffen wir den Kampf gegen die Klimakrise?
- Wer bucht Sie? Wer lädt Sie ein als Speaker oder Moderatorin?
Die IHK Aachen holte mich zum Beispiel kürzlich aufs Podium, um eine Diskussion über Herausforderungen in der Wirtschaft, in der Energie und rund um Arbeitsplätzemangel zu moderieren. Auf Veranstaltungen wie dem Hamburg Innovation Summit und der Krefelder Präventionskonferenz war ich als Speaker im Einsatz und beim „Gebäudeforum klimaneutral“* der Deutschen Energie-Agentur als Moderatorin. Die Bauwirtschaft begeistert mich besonders – Modulbau, Bestandsgebäude nutzen statt Neues bauen, neues Zusammenleben, Wohnen und Arbeiten der Zukunft, all diese Dinge. Das wurde mir in die Wiege gelegt, da meine Eltern einen Baustoffhandel hatten.
- Sind Sie eine Art Missionarin in Sachen nachhaltiger leben?
Ich plädiere dafür, einfach mal anzufangen und nicht gleich perfekt sein zu wollen. Perfekt sein wollen ist ein Hemmschuh. Das habe ich bei den Reaktionen auf mein Buch gelernt. (Anmerkung d. Red.: „Going Green – Warum man nicht perfekt sein muss, um das Klima zu schützen.“)
- Sie sind also auch nicht perfekt in Sachen CO2-Vermeidung?
Nein, da gäbe es noch so einige Stellschrauben. Ich ernähre mich beispielsweise nicht vegan oder vegetarisch, esse aber sehr wenig Fleisch. Unverpackt-Läden finde ich großartig, aber sie passen nicht in mein aktuelles Leben. Ich fliege einmal pro Jahr mit meiner Familie in den Urlaub nach Portugal, weil die Zugverbindung extrem schlecht ist, und weil ich mir das ungern nehmen lasse. Und ich benütze noch die gute alte Küchenrolle.
- In welchen Bereichen leben Sie konsequent nachhaltig und in welchen nicht?
Ich werfe so gut wie keine Lebensmittel weg, indem ich täglich oder jeden zweiten Tag einkaufe und nicht wie früher nur einmal pro Woche, wo dann vieles aus Zeit- oder Unlustgründen im Müll landete. Ich entscheide mich so oft wie möglich für Vintage-Mode, wobei das bei Bühnenoutfits nicht immer durchführbar ist. Den Konsum bei Kleidung habe ich generell eingeschränkt. Kinderkleidung wurde und wird in der Familie, unter Bekannten und Freunden hin- und hergetauscht. In Sachen Mobilität bin ich stoisch und erreiche meine Ziele auch mal patschnass.
- Haben Sie kein Auto?
Wir haben unser Auto abgeschafft. Ein wenig gezuckt habe ich bei der Abgabe schon, bereut habe ich es bisher nicht. Obwohl ich sehr Auto-verbunden aufgewachsen bin. In meiner Kindheit und Jugend gehörten Autos wie selbstverständlich zum Leben. Unsere Gegend war bergig, Fahrrad fahren war anstrengend, öffentliche Verkehrsmittel waren rar auf dem Land. Schnellstmöglich den Führerschein machen und Freunde herumkutschieren bedeuteten Freiheit und Unabhängigkeit. Auch später als Volontärin in München fuhr ich ständig Auto, parkte öfter auf dem Gehweg, machte mir wenig Gedanken. Heute nehme ich so viel wie möglich das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel. Wir wohnen allerdings in der Stadt, was die Sache einfacher macht.
- Ein paar persönliche Tipps und Tricks, wie man es schaffen kann, klimafreundlicher zu leben?
Mit Spaß an die Sache rangehen. Rückschläge akzeptieren. Sich auf bestimmte Dinge fokussieren. Jede Veränderung sollte auch eine gute Erfahrung mit sich bringen. Ich frage mich zum Beispiel immer wieder: „Geht das auch nachhaltiger – Strom, Bank, Lebensmittel etc.?“ Mieten statt kaufen zum Beispiel bei Kleidung, die man nur einmal oder ein paar Mal trägt. Tauschen, teilen, Flohmarkt – es gibt viele Möglichkeiten. Man muss das Mindset ändern in: „Veränderung ist nichts Schlechtes, sondern lohnt sich immer!“
- Wie könnte man anfangen?
Das ist sehr individuell. Man sollte das tun oder nicht tun, was einem am Leichtesten fällt, die niedrigste Schwelle suchen. Als Kaffee-Junkie etwa nur noch mit Mehrwegbecher aus dem Haus gehen. Aufs Auto verzichten.
- Was wünschen Sie sich von Ihrem Umfeld?
Ich wünsche mir von allen Menschen mehr Mut für Veränderung. Und was die Gesetzeslage betrifft: neue Anreize schaffen, nachhaltiges Verhalten an finanzielles koppeln.
* Das Gebäudeforum klimaneutral der Deutschen Energie-Agentur bündelt Kräfte und multipliziert Wissen, um die Fortschritte der Energiewende im Gebäudesektor zu beschleunigen.