Baustoff statt Bauschutt

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Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit hält Bauschutt für Abfall. Dabei kann der zu wertvollen Rohstoffen recycelt und neu verbaut werden.

Eigentlich sollte es hinreichend bekannt sein, dass aus vielen bereits vorhandenen Materialien richtig gute neue werden können statt auf den Müll zu wandern. Auch in der Baubranche. Umso seltsamer wirkt der Entwurf des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Hier sollen nämlich die Grenzwerte für die Klassifizierung von Bauschutt als Abfall erhöht werden. Für Bayern würde das bedeuten: Rund 10 Millionen Tonnen Bauschutt jährlich könnten nicht mehr recycelt und in wertvolle Rohstoffen für neue Häuser, Straßen, Grünflächen usw. verwandelt werden. Und das, obwohl Experten und Politiker schon lange nach mehr Nachhaltigkeit im Baubereich schreien – durch einen aktiven Klima- und Umweltschutz bzw. eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.

„Die neue Verordnung wäre eine echte Umweltsünde“, sagt Johann Ettengruber, Vorsitzender des deutschen Abbruchverbandes. Ettengruber kennt sich aus. Sein Unternehmen hat schon einige Großprojekte im Bereich Baufeldfreimachung und Materialrecycling begleitet. Warum er die Verordnung für widersinnig hält, kann er nachvollziehbar begründen, die Zahlen allein für Bayern sprechen für sich: Der „Abfall“ müsste mit LKWs in durchschnittlich 250 km weit entfernte Deponien verbracht werden. Das bedeutet grob gerechnet 400.000 Fahrten bzw. 100 Mio. km Fahrstrecke von Schwerlast-LKWs oder auch 110.000 to CO2-Emission im Jahr. Das klingt nicht besonders umwelt- und klimafreundlich.

Johann Ettengruber, Vorsitzender des deutschen Abbruchverbandes

Ettengruber ist nicht allein mit seiner Meinung. Neun Länder haben im Rahmen der 136. Bauministerkonferenz einen Gegenentwurf unterschrieben. Einen Entwurf, der die heute in Bayern geltenden Grenzwerte so belassen würde. Der weiterhin den Umwelt- und Klimaschutz unterstützen würde. Denn mit der aktuell geltenden Verordnung kann aus „Abfall“ wertvoller Baustoff werden. Und wer hätte etwas gegen „Nebenprodukte“ wie diese einzuwenden, die dank nachhaltigem Bauen automatisch entstehen würden: Verminderung von luft-, lärm- und klimawirksamen Emissionen, Schonung natürlicher Ressourcen wie Sand, Kies und Gesteinsmaterialien, Reduzierung von Verfüll- und Deponiekapazitäten.

Olivia