Jetzt an der Zukunft bauen

Optisch erinnert es an eine Sahneschnitte, in die man mit der Gabel Rillen gezogen hat – doch dahinter steckt eine Sensation der Baubranche: In Heidelberg entsteht gerade das größte 3D-Druck-Gebäude Europas.
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Optisch erinnert es an eine Sahneschnitte, in die man mit der Gabel Rillen gezogen hat – doch dahinter steckt eine Sensation der Baubranche: In Heidelberg entsteht gerade das größte 3D-Druck-Gebäude Europas.

Was in der Universitätsstadt am Neckar sozusagen aus dem Boden zu wachsen scheint, ist nicht nur ein architektonisches Highlight. Mit der zukunftsorientierten Konstruktion begegnen die Macher gleich drei Kernherausforderungen der Baubranche: Fachkräftemangel, stagnierende Produktivität und vor allem Nachhaltigkeit. Errichtet wird das Gebäude, das künftig als IT-Serverhotel genutzt wird, von der KRAUSGRUPPE gemeinsam mit den Firmen PERI 3D Construction, einem Pionier auf dem Gebiet des 3D-Baudrucks, und Heidelberg Materials.

Schicht für Schicht entstehen die Wände aus nachhaltigem 3D-Druck-Beton. © Heidelberg Materials / Aleksej Keksel

Mehr Gestaltungsfreiheit, mehr Nachhaltigkeit

„Als unabhängiges Familienunternehmen mit Tradition und Zukunft möchten wir in Heidelberg innovative Bauweisen voranbringen und einen positiven Beitrag zum nachhaltigen Bauen leisten“, betont Bauherr Hans-Jörg Kraus, geschäftsführender Gesellschafter der KRAUSGRUPPE.

Neben der originellen Gestaltung, die ein schönes Beispiel abgibt für die kreative Freiheit dieser Form des Bauens, ist das große Plus des Projekts der Einsatz eines sehr besonderen 3D-Druckbeton. Als mineralischer Baustoff ist er zu 100% recyclebar. Darüber hinaus beinhaltet er ein Bindemittel mit etwa 55% CO2-Reduktion gegenüber einem reinen Portlandzement. Heidelberg Materials hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 für die Hälfte seiner Betonprodukte weltweit kreislauffähige Alternativen anzubieten.

Großbaustelle im Schnellverfahren – das ganze Gebäude soll ab Andruck in nur vier Monaten fertiggestellt sein. © Kraus Heidelberg / Adrian Schulz

Dass die fließende Formgebung des Druckgebäudes zudem ein hohes Potenzial für einen besonders effizienten Materialeinsatz birgt, macht das Ganze noch nachhaltiger. Das technische Herzstück des Projekts ist ein sogenannter Portaldrucker. Sein Druckkopf bewegt sich über drei Achsen und extrudiert den druckfähigen Beton, der so Schicht für Schicht aufgetragen wird. Die reine Druckzeit beträgt etwa 140 Stunden.

Bauelemente aus Naturfasern

Aber nicht nur Spezialbeton ist im 3D-Druck-Bauwesen angekommen. Vielmehr experimentieren Forscher auch mit der Produktion von Filamenten aus kurzen Holzfasern und Stroh oder sogenannten Endlosfasern aus Hanf und Flachs. Naturfasern sind im Bau aus mehreren Gründen interessant: 

 

• gute mechanische Eigenschaften

• geringes Eigengewicht
• hohe Verfügbarkeit 

• nachwachsende Ressource mit kurzem Erneuerungszyklus

Mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft läuft gerade das Projekt 3DNaturDruck. Dabei geht es um das Design und die Herstellung von 3D-gedruckten Bauteilen aus Biokompositen unter Verwendung von Filamenten mit Endlos- und Kurznaturfasern. Man wird gespannt sein dürfen auf diese Synthese von Hightech und Natur…

Sigrun